Kreisverband des Bundes der Vertriebenen im Kreistag gewürdigt


Im Rahmen der heutigen Sitzung des Kreistages Sonneberg wurde der Kreisverband Sonneberg/Neuhaus des Bundes der Vertriebenen (BdV) für seine großen ehrenamtlichen Verdienste gewürdigt und feierlich verabschiedet. Denn der Kreisverband, der seit vielen Jahren im Landratsamt ein Büro als Geschäftsstelle nutzen konnte, wird sich in Kürze aus Altersgründen zurückziehen und auflösen.

Stellvertretend für alle Mitglieder des Kreisverbands nahmen der langjährige Vorsitzende Günter Zimny sowie die Mitglieder Bernd Funke, Rudi Ruschenat, Ingrid Engel und Gudrun Eichhorn die Ehrung des Kreises entgegen. In seiner Laudatio betonte Landrat Robert Sesselmann, dass der Verband über Jahrzehnte hinweg erfolgreich an das äußerst harte Schicksal der Heimatvertriebenen des Zweiten Weltkriegs erinnert und sich zugleich stets für Frieden und Völkerverständigung eingesetzt habe.

„Wir verneigen uns im Namen des Landkreises Sonneberg vor ihnen sowie vor all ihren Mitgliedern aus Vergangenheit und Gegenwart. Wir tun dies aus größtem Respekt und in höchster Anerkennung für ihr erlittenes Schicksal als Heimatvertriebene, für ihre Lebensleistung beim Neuaufbau ihrer Existenz und unseres Landes sowie für ihr jahrzehntelanges Engagement gegen Krieg, Flucht und Vertreibung“, unterstrich der Landrat.

Für den von deutschem Boden ausgehenden Zweiten Weltkrieg haben unsere Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten einen großen Teil der Zeche zahlen müssen. Mehr als 14 Millionen Deutsche waren es, die ihre Heimat verlassen und den größten Teil ihres Eigentums zurücklassen mussten. Schlecht ausgerüstet, ohne ausreichende Lebensmittel und den kämpfenden Truppen schutzlos ausgeliefert, begaben sie sich zu Kriegsende auf einen Leidenszug quer durch das zerstörte Land. Etwa 4 Millionen von ihnen kamen in die damalige Sowjetische Besatzungszone. Rund 700.000 von ihnen gelangten nach Thüringen und davon wiederum gut 8.000 in den heutigen Landkreis Sonneberg. Das größte Quarantänelager unserer Region befand sich in Sonneberg im einstigen Bekleidungsamt der Luftwaffe. In den Städten und Dörfern, wo sie nach langer Suche schließlich eine neue Bleibe fanden, wurden sie oftmals nicht mit offenen Armen empfangen. Vor allem mussten sie sich eine neue Existenz aufbauen und dabei quasi bei null beginnen. Sie fanden in anderen Teilen Deutschlands ein neues Zuhause, aber ihre Heimat mussten sie für immer verlassen.

„Unsere Mitmenschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten haben großes Leid erfahren, das auch lange nach Ende des Zweiten Weltkriegs nicht in Vergessenheit geraten darf. Hierfür haben die Mitglieder unseres Kreisverbands über viele Jahrzehnte gekämpft“, erklärte Landrat Robert Sesselmann.

Die wertvolle ehrenamtliche Erinnerungsarbeit des Kreisverbands Sonneberg/Neuhaus äußerte sich zum Beispiel in Form des alljährlichen Tags der Heimat, in Form von Informationsveranstaltungen für junge Menschen an unseren Schulen oder auch durch die jährliche Gedenkveranstaltung am 20. Juni – dem Weltflüchtlingstag und Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung. Damit leistete der BdV einen großen Beitrag zur Aufarbeitung europäischer Geschichte, zur Stärkung des Heimatgedankens sowie zur Sensibilisierung gegen Gewaltherrschaft und Unrecht. Gleichzeitig betonte er immer die Bedeutung eines friedlichen und versöhnten Europas, was insbesondere in der heutigen Zeit außerordentliche Anerkennung verdient.

„Deshalb gilt allen Mitgliedern unseres Kreisverbands mein herzlichster Dank für ihre vielen Initiativen. Da sie sich nun aus Altersgründen verständlicherweise zurückziehen, bleibt es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe der jüngeren Generationen, an ihr Schicksal zu erinnern und dafür Sorge zu tragen, dass sich die unermessliche Leidensgeschichte von Krieg, Flucht und Vertreibung nicht wiederholt. In diesem Sinne danke ich allen Mitgliedern unseres Kreisverbands in aller Form für ihr Wirken und wünsche ihnen alles erdenklich Gute“, betonte der Landrat abschließend.

Der langjährige BdV-Vorsitzende Günter Zimny (3.v.l.), die Vorstandsmitglieder Rudi Ruschenat (4.v.l.), Bernd Funke (5.v.l.) und Ingrid Engel (6.v.l.) und die BdV-Mitarbeiterin Gudrun Eichhorn (7.v.l.) mit Landrat Robert Sesselmann (l.) und dem Leiter der Kreistagssitzung vom 4. Juni, Jürgen Treutler (2.v.l.)
Der langjährige BdV-Vorsitzende Günter Zimny (3.v.l.), die Vorstandsmitglieder Rudi Ruschenat (4.v.l.), Bernd Funke (5.v.l.) und Ingrid Engel (6.v.l.) und die BdV-Mitarbeiterin Gudrun Eichhorn (7.v.l.) mit Landrat Robert Sesselmann (l.) und dem Leiter der Kreistagssitzung vom 4. Juni, Jürgen Treutler (2.v.l.)